von Kim Sebastian Todzi
Hamburg gilt als das „Tor zur Welt“. Häufig wird dabei vergessen oder ignoriert, dass diese Welt bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts eine überwiegend koloniale Welt war und viele Hamburger und Hamburgerinnen auch lange vor der Annexion von Kolonien durch das Deutsche Reich ab 1884 von dieser kolonialen Ordnung profitierten.
Als Kolonialismus definiert Jürgen Osterhammel:
„Kolonialismus ist eine Herrschaftsbeziehung zwischen Kollektiven, bei welcher die fundamentalen Entscheidungen über die Lebensführung der Kolonisierten durch eine kulturell andersartige und kaum anpassungswillige Minderheit von Kolonialherren unter vorrangiger Berücksichtigung externer Interessen getroffen und tatsächlich durchgesetzt werden. Damit verbinden sich in der Neuzeit in der Regel sendungsideologische Rechtfertigungsdoktrinen, die auf der Überzeugung der Kolonialherren von ihrer eigenen kulturellen Höherwertigkeit beruhen.“[1]
Bereits in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde Hamburg zum größten Zuckerraffinationszentrum Europas. Der Rohzucker wurde vor allem in der Karibik auf Plantagen von versklavten Menschen angebaut und dann über London, Liverpool, Bordeaux, Cádiz und Amsterdam nach Hamburg verschifft, wo er für die europäischen Märkte weiterverarbeitet wurde. Hamburger Kaufleute und Gewerbetreibende waren so direkte Nutznießer*innen des sogenannten „Dreieckshandels“, in welchem versklavte Menschen als „Waren“ aus Afrika in die Karibik, von dort produzierte Rohstoffe wie Rohzucker nach Europa und von Europa wiederum Manufakturwaren, Stoffe, Waffen und Alkohol nach Afrika gehandelt wurden. Ende des 18. Jahrhunderts waren in Hamburg die wichtigsten Gewerbe neben dem Handel die Zuckersiederei und die Baumwollveredelung. Produkte und Gewerbe also, die ganz elementar mit dem europäischen Kolonialismus, mit Plantagenwirtschaft und dem Versklavungshandel verbunden waren.Im Lauf des 19. Jahrhunderts konnten Hamburger Kaufleute durch die Ausbreitung des Freihandels, also der Beseitigung von Handelsmonopolen und anderen Handelshemmnissen, unter der Hegemonie des britischen Empires ihre Handelsaktivitäten weltweit ausdehnen. Hatten die Hamburger Handelshäuser bisher nur selten direkten Handel mit Gebieten außerhalb Europas getrieben, sondern Waren nur über den Umweg über die Handelszentren der europäischen Kolonialmächte wie London, Liverpool, Bordeaux, Cádiz und Amsterdam bezogen, veränderte sich dies durch die erste Dekolonisationswelle südamerikanischer Staaten zwischen 1809 und 1825 und den allmählichen Übergang vom Merkantilismus zum Freihandel. Das veranlasste Martin Haller, den Präses der Hamburger „Commerzdeputation“ (der späteren Handelskammer) 1822 zu dem paradoxen Ausspruch: „Hamburg hat Colonien erhalten.“[2] Nach Hallers Ausspruch dauerte es aber noch über sechzig Jahre, bis unter dem Reichskanzler Otto von Bismarck das Deutsche Reich die formelle Kolonialherrschaft über Gebiete in Afrika und der Südsee proklamierte.
Hamburgs Wirtschaft expandierte im 19. Jahrhundert stetig und die Hafenstadt wurde zu einem der größten europäischen Handelszentren. Etwas zeitversetzt zum wirtschaftlichen Aufstieg nahm ab den späten 1870er Jahren auch die Diskussion über die Errichtung eines deutschen Kolonialreiches zu. Ende des 19. Jahrhunderts verschärften sich die imperialen Rivalitäten europäischer Kolonialmächte vor allem in Afrika. Beschränkte sich die europäische Kontrolle um 1850 auf wenige Küstengebiete und Südafrika, änderte sich dies in den folgenden Jahrzehnten grundlegend. Beim „Wettlauf um Afrika“ gerieten bis 1914 alle Gebiete Afrikas – außer Liberia und Äthiopien – unter europäische Kontrolle.
Kolonialreichsgründung
In dem noch jungen Deutschen Kaiserreich drängte eine einflussreiche Kolonialbewegung darauf, ebenfalls überseeische Kolonien zu erwerben und dem Reich einen sprichwörtlichen „Platz an der Sonne“ zu sichern. Kolonialpropagandisten wie Friedrich Fabri oder Wilhelm Hübbe-Schleiden argumentierten, dass Kolonien dem Deutschen Reich erstens als Absatzgebiete und zweitens als Rohstoffquellen dienen würden und drittens die Auswanderung aus Deutschland statt nach Amerika in deutsche Kolonien gelenkt werden könnte. (Siehe Quelle Fabri) Viele Hamburger und Hamburgerinnen sahen koloniale Erwerbungen zunächst jedoch eher skeptisch. Nur wenige waren vom Erfolg einer aktiven Kolonialpolitik überzeugt, denn die meisten Kaufleute befürchteten hohe Kosten und Auseinandersetzungen mit den anderen europäischen Kolonialmächten. Noch 1899 beklagte sich die nationalliberale Zeitschrift „Der Grenzbote“, dass „nirgends der koloniale Gedanke kühler aufgenommen worden ist, als in Hamburg und Bremen“[3]. Dennoch gelang es einer kleinen Gruppe Hamburger Kaufleute um den „königlichen Kaufmann“ Adolph Woermann ihre wirtschaftlichen Individualinteressen mit den Interessen des kolonial expandierenden Nationalstaates zu verbinden und somit die Grundzüge des deutschen Kolonialismus mitzubestimmen.
Hamburger Handelshäuser wie C. Woermann, G. L. Gaiser oder Jantzen & Thormählen importierten aus Westafrika Palmöl und Kautschuk und exportierten Alkohol, Baumwollstoffe, Waffen und Manufakturwaren. Adolph Woermann übernahm 1880 von seinem Vater das Familienunternehmen C. Woermann, das seit Mitte des 19. Jahrhunderts in Westafrika Handel trieb und bereits seit 1868 erste Handelsstationen an der Mündung des Wouri-Flusses im heutigen Kamerun gründete. C. Woermann wurde bald zum wichtigsten deutschen Unternehmen in Westafrika, und Adolph Woermann erkannte, dass die neue Kolonialbewegung auch seinem Geschäft neue Möglichkeiten versprach. In einem Vortrag vor der Geographischen Gesellschaft in Hamburg sprach Woermann 1879 das erste Mal von den „ungehobenen Schätzen“ des inneren Afrikas: „Es liegt auf der Hand, dass in Afrika zwei grosse ungehobene Schätze sind: Die Fruchtbarkeit des Bodens und die Arbeitskraft vieler Millionen Neger. Wer diese Schätze zu heben versteht, und es kommt nur auf die richtigen Leute dabei an, der wird nicht nur Geld verdienen, sondern auch gleichzeitig eine grosse Kultur-Mission erfüllen.“[4]
Das subsaharische Afrika wurde zum Möglichkeitsraum und zum Ziel einer ökonomischen, wissenschaftlichen und „zivilisatorischen“ Durchdringung des Kontinents – auch gegen den Willen der jeweiligen einheimischen Bevölkerungen.
Auf der Basis eines von Woermann entworfenen Konzeptes forderte die Hamburger Handelskammer im Juli 1883 in einer Denkschrift die Regierung des Deutschen Reiches auf, Kolonien in (West-)Afrika zu erwerben. Diese Denkschrift gab Bismarck, der Kolonien zunächst selbst eher ablehnend gegenüberstand, eine gute Argumentationshilfe für die folgende Kolonialreichsgründung. Bismarck sah den Erwerb von Kolonien zunächst vor allem als mögliche Konfliktursachen mit anderen europäischen Kolonialmächten und fürchtete die hohen staatlichen Kosten der Kolonialverwaltung. Daher sollten die neuen Kolonien auch als „Schutzgebiete“ gemäß dem Motto „die Flagge folgt dem Handel“ behandelt werden, deutsche Handelsinteressen durch die Bildung von „Chartered Companies“, also staatlich garantierten Privatunternehmen, abgesichert werden.
Ab 1884 erwarb das Deutsche Reich dann sogenannte „Schutzgebiete“ in Afrika, Asien und im Südpazifik: dazu zählten u.a. Togo, Kamerun, „Deutsch-Südwestafrika“ (Namibia), „Deutsch-Ostafrika“ (Tansania, Ruanda und Burundi), Kiautschou in China und einige Inseln im Pazifik, die „Deutschen Schutzgebiete in der Südsee“.
Tor zur Welt – Kolonialmetropole des Deutschen Kaiserreichs
Hamburg stieg in den folgenden Jahren zur Kolonialmetropole des Kaiserreichs auf. Der Hafen verband die Kolonien mit dem Deutschen Reich. Zahlreiche Reedereien – wie die Woermann-Linie oder Deutsch-Ost-Afrika-Linie –, Handels- und Plantagenunternehmen hatten hier ihren Sitz. Kolonialwaren wie Palmöl, Elfenbein, Kaffee, Zimt, Kakao, Bananen und Tee wurden seit 1888 in der neu erbauten Speicherstadt, dem damals größten zusammenhängenden Lagerkomplex der Welt, gelagert und von dort weiter verkauft. Vom Hamburger Hafen liefen die Schiffe aus, auf denen Produkte in die (deutschen) Kolonien exportiert wurden. Das waren neben einem großen Teil hochprozentigen Alkohols vor allem Kleidung und Stoffe aus Baumwolle, Waffen und Munition sowie Salz.
Der Hamburger Hafen wurde aber auch zur Drehscheibe menschlicher Mobilität im Kaiserreich. Hamburg war häufig die letzte Station von Kolonialbeamten, Missionar*innen, Kaufleuten und Siedlern*innen, die in die Kolonien gingen, bevor sie auf Schiffen der Woermann-Linie und der Deutschen Ost-Afrika Linie ausreisten. Zugleich war Hamburg die erste Station von Menschen aus den Kolonien, die wie Mpundu Akwa für eine Ausbildung oder wie Samson Dido als Teilnehmer einer von Hagenbeck veranstalteten Völkerschau aus Kamerun nach Deutschland reisten.
Den Hamburger Anspruch das Tor zur (kolonialen) Welt darzustellen, unterstrichen die Errichtung eines eigenen Völkerkundemuseums (1879), das 1912 in seinen repräsentativen Bau an der Rothenbaumchaussee einzog und 1908 die Gründung des Kolonialinstituts, aus dem nach dem Ende des Ersten Weltkrieges die Hamburger Universität hervorging. Diese Institutionen waren wie auch die Völkerschauen im Tierpark Hagenbeck eng mit der kolonialen Ideologie und Kultur verbunden , welche die Kolonialherrschaft als „Zivilisierungsmission“ überhöhen und zugleich die Gewaltherrschaft des Kolonialismus verschleiern sollten.
Gewalt, Widerstand und Repression
Kolonialismus war eine besonders gewaltvolle Form der Herrschaft. Gewalt zur Durchsetzung der Kolonialherrschaft war ein konstitutiver Bestandteil des europäischen Kolonialismus. Nach Aimé Césaire, einem der bedeutendsten afrokaribischen Schriftsteller und Begründer der Négritude-Bewegung, war das Verhältnis zwischen Kolonisator und Kolonisierten von einer besonders brutalen und gewaltsamen Beziehung gekennzeichnet: “Ich schaue mich um und überall wo sich Kolonisatoren und Kolonisierte begegnen sehe ich Gewalt, Brutalität, Grausamkeit, Sadismus, Konflikt […]. Kein menschlicher Kontakt, sondern Beziehungen von Herrschaft und Unterwerfung, welche den Kolonisatoren in den Überwacher eines Klassenzimmers verwandeln, einen Feldwebel, einen Gefängniswärter, einen Sklaventreiber.“ [5]
Neben alltäglicher und in allen Kolonien präsenter Gewalt, die sich z.B. in der Entrechtung der kolonisierten Bevölkerung und einem daraus resultierenden dualen Rechtssystem, also einer unterschiedlichen Rechtsprechung für Kolonisierte und Kolonisatoren, Formen der Zwangsarbeit und Anwendung der Prügelstrafe und anderer körperlicher Übergriffe zeigte, führte die Entgrenzung der Gewalt in kriegerischen Auseinandersetzungen bis zum Völkermord.
Die Expansion und Aufrechterhaltung der Kolonialherrschaft war auf militärische Gewalt angewiesen. Bei jedem Vordringen europäischer Kolonisatoren stießen diese auf Widerstand. Bereits im September 1884 begann in Kamerun der Widerstand eines Duala-Clans, der sich weigerte die deutsche Kolonialherrschaft anzuerkennen. Zwei deutsche Kriegsschiffe kamen zur „Befriedung“, und schlugen den Widerstand brutal nieder. In den folgenden Jahren gab es in fast allen Kolonien immer wieder Widerstand, der mit „Strafexpedition“ genannten Kriegszügen brutal bekämpft und niedergeschlagen wurde. Einen Höhepunkt erreichte der Widerstand nach der Jahrhundertwende als mit den Kriegen gegen die Herero und Nama (1904–1907) in Deutsch-Südwestafrika und dem Maji-Maji-Krieg in Deutsch-Ostafrika (1905–1907) die langwierigsten und verlustreichsten Kolonialkriege des Deutschen Reiches geführt wurden.
Völkermord
In Deutsch-Südwestafrika leisteten die dort lebenden Herero ab Januar 1904 großflächig Widerstand gegen die deutsche Kolonialherrschaft. Die Herero waren dabei zunächst überaus erfolgreich, besetzten einen großen Teil Zentralnamibias und plünderten teilweise die Farmen der Siedler*innen, wobei sie jedoch ausdrücklich deutsche Frauen und Kinder schonten.
Die drohende Niederlage versuchte die Kolonialmacht mit der Ernennung Lothar von Trothas zum Kommandeur der „Schutztruppe“ abzuwenden, der bereits bei der Bekämpfung des „Boxeraufstandes“ in China Erfahrungen in der Niederschlagung von Widerstandsbewegungen gesammelt hatte. Das Vorgehen der Deutschen in China entsprach den Vorstellungen ihres Kaisers: Keinen Widerstand dulden, Härte auch gegen Zivilbevölkerung. Lothar von Trotha war überzeugt davon, einen „Rassekrieg“ gegen die Herero zu führen, und wollte den Widerstand mit extremer Brutalität und schließlich der Vernichtung der Herero beenden: „Gewalt mit krassem Terrorismus und selbst mit Grausamkeit auszuüben, war und ist meine Politik. Ich vernichte die aufständischen Stämme in Strömen von Blut und Strömen von Geld. Nur auf dieser Aussaat kann etwas Neues entstehen.“[6]
Im Sommer 1904 versuchten die deutschen Truppen am Waterberg eine Entscheidungsschlacht herbeizuführen. Es gelang bis zu 60.000 Herero, aus der Umzingelung zu entkommen und in die Omaheke-Wüste zu fliehen. Von Trotha ließ dort die Wasserstellen besetzen und erließ am 2. Oktober 1904 den „Schießbefehl“: Jede*r Herero, die oder der sich den Wasserstellen näherte, sollte erschossen oder vertrieben werden. Dieser Befehl bedeutete eine Vernichtungsabsicht und dokumentiert damit den Beginn des Völkermordes, denn ohne Zugang zu Wasser mussten tausende Herero qualvoll verdursten. Anschließend kam es unter anderem zu einer Politik der „verbrannten Erde“ gegen die Nama, die nach der Schlacht am Waterberg unter Hendrik Witbooi ebenfalls Widerstand leisteten und einen Guerillakrieg gegen die deutsche Kolonialmacht führten. Schließlich wurden „Konzentrationslager“ (zeitgenössischer Begriff) errichtet, in denen tausende gefangene Herero und Nama aufgrund von mangelhafter Ernährung, Krankheiten und Vernachlässigung starben.
Hamburg war dabei ein logistischer Knotenpunkt für den militärischen Nachschub während des Völkermordes. Ab 1901 verfügte die Woermann-Linie dank eines Vertrages mit der deutschen Kolonialverwaltung über das faktische Monopol zur Beförderung von Regierungspersonal und –gütern nach Deutsch-Südwestafrika. Während des Krieges unternahm die Woermann-Linie vom „Petersenkai“ im Baakenhafen die Transporte tausender Soldaten, Pferde und Kriegsmaterial in die Kolonie. Die Reederei betrieb ab 1905 ein eigenes Konzentrationslager und lieh sich vom Gouvernement Kriegsgefangene als Zwangsarbeiter aus. Das Monopol der Reederei veranlasste Matthias Erzberger 1906 im Reichstag zu seiner Kritik, dass Woermann als „Kriegsgewinnler“ das Reich bei den Frachtraten und Liegegebühren der Schiffe übervorteilt habe, die schließlich zur Auflösung der Verträge führte.
Erster Weltkrieg und Verlust der Kolonien
Als 1914 in Europa der Erste Weltkrieg ausbrach bereiteten sich britische und französische Truppen in Afrika darauf vor, die deutschen Kolonien zu erobern. Während Deutsch-Südwestafrika (August 1915), Kamerun (Anfang 1916) und Togo (August 1914) relativ schnell erobert wurden, führte der deutsche General Paul von Lettow-Vorbeck in Ostafrika bis Ende 1918 einen verlustreichen Guerillakrieg gegen die britischen Truppen, bei dem schätzungsweise mehr als 120.000 Menschen starben.
Nachdem Lettow-Vorbeck 1919 nach Deutschland zurückkehrte wurde er zum „Kolonialhelden“ stilisiert. Mit Unterzeichnung des Versailler Vertrages verlor Deutschland seine Kolonien, die der Völkerbund als Mandatsgebiete an die Siegermächte übergab. Dabei dienten Vorwürfe, die Deutschen seien unfähig zu kolonisieren, als Rechtfertigung der Wegnahme der Kolonien. Gegen diese „Kolonialschuldlüge“ richtete sich der Mythos, der sich um Paul von Lettow-Vorbeck rankte und bis weit in die Bundesrepublik reichte.
Dieser Mythos besagt, Lettow-Vorbeck hätte als genialer Feldherr mit seinen vermeintlich „treuen Askari“, den „loyalen Eingeborenen“, die Kolonie Deutsch-Ostafrika gegen die alliierte Übermacht verteidigt. Angeblich unbesiegt kehrte er nach Deutschland zurück. Der Historiker Uwe Schulte-Varendorff stellt klar, dass Lettow-Vorbeck keineswegs „ritterlich“ gekämpft habe, sondern eine „brutale, rücksichtslose und menschenverachtende Kriegsführung praktizierte“ und die angeblich treuen Askari ihn „der Herr, der unser Leichentuch schneidert“ nannten.
Im Nationalsozialismus wurde ab 1934 in Hamburg-Jenfeld die „Lettow-Vorbeck-Kaserne“ errichtet und zu Ehren des Generals benannt. An ihrem Eingangstor prangte das „Deutsch-Ostafrika-Kriegerdenkmal“, später „Askari-Reliefs“ genannt, das den Mythos der loyalen Eingeborenen aufgriff und visuell repräsentierte.
Die Kaserne wurde 1999 geschlossen, aber Büsten Lothar von Trothas und Paul von Lettow-Vorbecks prangen bis jetzt unkommentiert an den Gebäuden der ehemaligen Kaserne, die derzeit als Studentenwohnheim der Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr dient.
Dieser Beitrag wurde im Digitalen Hamburger Geschichtsbuch erstveröffentlicht.
[6] Zitiert nach Horst Drechsler: Südwestafrika unter deutscher Kolonialherrschaft. Der Kampf der Herero und Nama gegen den deutschen Imperialismus (1884–1915), Berlin 19842, S. 156.