So erschreckend einige Ergebnisse der Studie „Später Sieg der Diktaturen? Zeitgeschichtliche Kenntnisse und Urteile von Jugendlichen“ des Forschungsverbundes SED-Staat an der Freien Universität Berlin auch sein mögen, sie sollten bei Bildungsträgern vor allem einen Denkzettel hinterlassen. Über das fehlende historische Wissen bei Schülern wird aktuell unter anderem in der Zeit berichtet und ich fürchte bereits die Kommentare, die den Jugendlichen und jungen Erwachsenen unterstellen, desinteressiert und politikverdrossen zu sein.
Auf zweierlei möchte ich im Zusammenhang mit den Studienergebnissen hinweisen:
1. Auf die Bedeutung von Gedenkstättenbesuchen. Hier zeigt die Studie insbesondere wie entscheidend eine Kontextualisierung des jeweiligen Besuchs im Unterricht ist, was leider zu oft vernachlässigt wird. Eine Vorbereitung auf einen Gedenkstättenbesuch ist eine Notwendigkeit, die den Zwängen der Lehrpläne übergeordnet werden muss.
2. Auf die hohe Bedeutung des Mediums Internet zur Aneignung historischen Wissens. Auf die Frage „Woher beziehen Sie Ihr Geschichtswissen überwiegend?“ antworteten 82,2 % der Befragten wenig verblüffender Weise mit „aus dem Schulunterricht“. Etwas abgeschlagen auf dem zweiten Platz folgt mit 36,3 % „aus Gesprächen mit Eltern / Verwandten“. Den dritten Platz belegt mit 34,9 % „aus dem Internet“. Erst auf den darauffolgenden Plätzen kommen „aus dem Kino / TV“, „aus Büchern“ usw.
Erstaunlich wiederum finde ich, dass aus diesen Ergebnissen nicht der Schluss gezogen wird, dass Angebote zur Aneignung historischen Wissens im Internet unbedingt verstärkt gehören.
Natürlich ist es ein positives Zeichen, dass
der Vermittlung zeitgeschichtlicher Kenntnisse und Zusammenhänge
in der Schule […] bezogen auf die jüngste Vergangenheit eine Ergänzungs- und auch Korrektivfunktion gegenüber Familienerzählungen zu[kommt]
Und selbstverständlich ist der Schulunterricht das wichtigste „Instrument“ der Vermittlung historischen Wissens – auch als Korrektiv zu idealisierenden Familiennarrativen.
Dennoch finde ich die Ignoranz gegenüber dem Internet, das das Potenzial in sich birgt Schüler (um in die Floskelkiste zu greifen) dort abzuholen, wo sie sich aktuell befinden, sehr bedauerlich.